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Liebe Leserinnen und Leser,

die Welt der Lebewesen ist bunt und vielfältig. Von den meisten Organismen bekommen wir nicht viel mit, sie halten sich versteckt oder wir übersehen sie schlicht. Aber manche von ihnen haben außergewöhnliche Kunststücke drauf, die wir Ihnen unregelmäßig hier auf der Newsletter-Bühne präsentieren möchten – ganz nach dem Motto: raus aus der Nische, rein in den Newsletter. Manege frei für den ersten (Überlebens-)Künstler: ein salzliebender Panzerknacker aus der sibirischen Steppe.

Die Entdeckung: Der russische Mikrobiologe Dimitry Sorokin hat ein Faible für hypersaline Ökosysteme, sprich Salz- und Soda-Seen, wie sie auch im Südwesten Sibiriens in der Kulundasteppe an der Grenze zu Kasachstan vorkommen. Diese Seen können durchaus bis zu 400 g Salze pro Liter enthalten, bei einem pH-Wert von bis zu 11,0. Wer hält es da schon lange aus? Zum Beispiel das Archaeon Natrarchaeobius chitinivorans, das Sorokin und Kollegen aus einem Soda-See in eben jener sibirischen Steppe fischten und 2019 beschrieben (Syst Appl Microbiol. doi.org/gfthd8). Bei genauerer Betrachtung des Archaeon-Genoms stellte sich jedoch heraus, dass eines der Isolate wahrscheinlich eine eigene Spezies ist. Aus dem N.-chitinivorans-Isolat AArch7 machten die Mikrobiologen kürzlich N. oligotrophus (Front Microbiol. doi.org/p8q4).

Das Aussehen: Da ist N. oligotrophus flexibel. In Gesellschaft mit seinesgleichen erstrahlt die Kolonie in auffälligem Orange, ist konvex und faltenfrei. Einzeln betrachtet bevorzugt das Archaeon eine flache Stäbchenform und bewegt sich elegant. Besteht der Untergrund allerdings aus Chitin, wird N. oligotrophus zur Kugel, zum Coccoid, und rührt sich nicht mehr vom Fleck.

Die Ernährung: Salz- und Soda-Seen bieten nicht gerade ein reichhaltiges Büffet. Da muss ein Archaeon nehmen, was kommt. Und das ist in diesem Fall unter anderem Chitin, das Salzwasserkrebse der Gattung Artemia massenweise zum Beispiel mit ihrer Häutung zur Verfügung stellen. Und alle Vertreter der Gattung Natrarchaeobius stürzen sich begierig darauf. Nicht umsonst lief die frühere Verwandtschaft von N. oligotrophus unter chitinivorans, also die Chitin-Verschlinger. N. oligotrophus – griechisch für „isst wenig“– verschlingt hingegen fast ausschließlich Chitin. Chitin oder N-Acetylglucosamin. Alles andere wird verschmäht, ein wahrlich wählerischer Einzeller.

Lebensraum: Feindseliger kann ein Zuhause kaum sein. Aber N. oligotrophus mag die Extreme: Erst bei einem Gehalt von 380 Gramm Salzen pro Liter und einem pH-Wert von 9,5 in seiner wässrigen Umgebung fühlt es sich wohl und schwebt im siebten Sodahimmel. Seine Komfortzone ist also sowohl extrem salzig als auch extrem basisch.

Auch interessant: N. oligotrophus’ Heimatsee beherbergt nicht nur gewöhnliche, sondern auch ein ganz besonderes Salz. Aus dem seltenen Mineral Trona wird Natriumcarbonat, also Soda, hergestellt. Und natürlich ist das Archaeon auch in der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen unter der Nummer DSM 119936 hinterlegt.

Viel Spaß bei der Kultivierung,
Ihre Kathleen Gransalke/Laborjournal

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Forscher Ernst

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