Das Aussehen: Da ist
N. oligotrophus flexibel. In Gesellschaft mit seinesgleichen erstrahlt die Kolonie in auffälligem Orange, ist konvex und faltenfrei. Einzeln betrachtet bevorzugt das Archaeon eine flache Stäbchenform und bewegt sich elegant. Besteht der Untergrund allerdings aus Chitin, wird
N. oligotrophus zur Kugel, zum Coccoid, und rührt sich nicht mehr vom Fleck.
Die Ernährung: Salz- und Soda-Seen bieten nicht gerade ein reichhaltiges Büffet. Da muss ein Archaeon nehmen, was kommt. Und das ist in diesem Fall unter anderem Chitin, das Salzwasserkrebse der Gattung
Artemia massenweise zum Beispiel mit ihrer Häutung zur Verfügung stellen. Und alle Vertreter der Gattung Natrarchaeobius stürzen sich begierig darauf. Nicht umsonst lief die frühere Verwandtschaft von
N. oligotrophus unter
chitinivorans, also die Chitin-Verschlinger.
N. oligotrophus – griechisch für „isst wenig“– verschlingt hingegen fast ausschließlich Chitin. Chitin oder N-Acetylglucosamin. Alles andere wird verschmäht, ein wahrlich wählerischer Einzeller.
Lebensraum: Feindseliger kann ein Zuhause kaum sein. Aber
N. oligotrophus mag die Extreme: Erst bei einem Gehalt von 380 Gramm Salzen pro Liter und einem pH-Wert von 9,5 in seiner wässrigen Umgebung fühlt es sich wohl und schwebt im siebten Sodahimmel. Seine Komfortzone ist also sowohl extrem salzig als auch extrem basisch.
Auch interessant:
N. oligotrophus’ Heimatsee beherbergt nicht nur gewöhnliche, sondern auch ein ganz besonderes Salz. Aus dem seltenen Mineral Trona wird Natriumcarbonat, also Soda, hergestellt. Und natürlich ist das Archaeon auch in der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen unter der Nummer
DSM 119936 hinterlegt.
Viel Spaß bei der Kultivierung,
Ihre Kathleen Gransalke/
Laborjournal