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Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, Sie sind eine Mongolische Rennratte. Die Sonne über Ihrer Wüstensteppe brennt erbarmungslos. Der schattenspendende Strauch, unter dem Sie hocken, ist beinahe abgegrast. Doch vielleicht wartet hinter dem Hügel da drüben ja der üppigste Busch, den Sie je gesehen haben, mit Futter. Der Gedanke lässt Ihren pelzigen Bauch zusammenkrampfen. Aber lohnt sich der gefährliche Weg dorthin? Hitze … offenes Gelände … die Krallen von Uhus und Hochlandbussarden über Ihnen, die Reißzähne von Steppeniltissen und Altaiwieseln vor Ihnen, von Wölfen und Rotfüchsen ganz zu schweigen. Kurzum: Loshasten oder nicht loshasten? Das ist hier die Frage.
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Solche Exploration-Exploitation-Dilemmata finden sich in allen Lebensbereichen: Schöpfen Sie lieber eine sichere lokale Ressource aus (exploit)? Und riskieren damit, zu lange auf einer Stelle zu verharren. Oder checken Sie gern Neues ab (explore)? Und gehen im schlimmsten Fall leer aus. Wie entscheiden Sie sich?
Die Rennratte in Ihnen flitzt los. Der menschliche Teil hingegen verharrt – zumindest im statistischen Mittel – und unterliegt damit dem Kalkül der neugierigen Nagetiere. Denn manche Menschen – auch Sie? – bleiben selbst dann in einer wenig ertragreichen Umgebung, wenn deren Nutzen nicht mehr den Aufwand überwiegt (Commun Biol. doi.org/nd6j). Die Folge: Ihre Gesamtausbeute leidet.
Typisch Homo sapiens, oder? Neigt er nicht dazu, Ressourcen komplett aufzubrauchen, zu überbeanspruchen, zu überdüngen, zu überfischen, zu überjagen, zu überfressen? Lieber einen Mini-Gewinn sofort einheimsen, als etwas tiefer in die Tasche greifen und langfristig auf den Jackpot schielen! Hauptsache billig. Das Resultat: Wir vergeigen die langfristigen Vorteile einer formalen Ausbildung, einer gesunden Ernährung, regelmäßigen Sports, des Erlernens neuer Technologien, des Findens der wahren Liebe und, ja, eines nachhaltigen Ökosystems. „Never ever give up!“ erweist sich als grottige Empfehlung. Besser wäre: „Know, when (not) to give up!“
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Wären da nur nicht diese scheußlichen kognitiven Verzerrungen, die uns ständig in die Quere kommen: FOMO – the Fear of Missing Out – lässt uns endlos nach der „besten“ Option suchen, aus Angst, etwas zu verpassen; der Ankereffekt verzerrt unser Urteilsvermögen durch irrelevante Reize; der Besitztumseffekt macht etwas in unserem Besitz wertvoller, als es tatsächlich ist; der Bestätigungsfehler lässt uns Neues so interpretieren, dass es unseren Erwartungen entspricht; die Verzerrungsblindheit gaukelt uns vor, wir seien unbeeinflusst; die Verlustaversion gewichtet Verluste höher als Gewinne; das eskalierende Commitment lässt uns weiterhin Ressourcen in früher getroffene, nachweislich ineffektive Entscheidungen investieren und so weiter. Wer soll da noch klarkommen und objektiv urteilen?
Der Rennratte ist all das natürlich egal. Sie sprintet einfach los. Vielleicht ist das ja ein langfristiger Vorteil? Ein spontaner Vorschlag für die Baustelle „Regelmäßiger Sport“ (schließlich erreicht fast jeder Zweite unter uns nicht die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation): Bestimmt gibt es auch in Ihrer Stadt, Ihrem Dorf oder Ihrem Landstrich direkt nebenan einen Berg, eine lange Treppe oder eine steile Allee. Wie wäre es mit einem Online-Date? Verabreden wir uns doch einfach mal virtuell für nächsten Samstagmorgen, 7:00 Uhr, und nehmen diese Hindernisse vor unseren Haustüren gemeinsam! Fotobeweise können Sie gern an hm@laborjournal.de schicken. Sind Sie dabei? Schließlich ist auch Gruppendynamik ein wertvoller psychologischer Kontexteffekt. Oder wollen wir uns weiterhin intellektuell von Rennratten aufs Kreuz legen lassen?
Ihr Henrik Müller/Laborjournal
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