Gegen die Wand - ein Pamphlet.

Ein System, das über Jahrzehnte hinweg versagt und sich als hartnäckig reformresistent erweist, gehört abgeschafft. Jedes Jahr bekommt Deutschland von der OECD um die Ohren gehauen, dass hierzulande gute Bildung vom sozialen Status abhängt. Haste was, wirste was! Und jetzt PISA 2023: So schlecht waren wir noch nie. Besonders schlecht in Mathe und Lesen. Menschen, die sich seit längerem mit Bildung beschäftigen, sind nicht wirklich verwundert.

Seit Jahrzehnten verlassen viel zu viele Jugendliche die Schulen ohne einen Schulabschluss. Permanenter Lehrermangel wird in heruntergekommenen Schulgebäuden verwaltet. Sozialarbeiter, Schulpsychologen, eine zweite Lehrkraft in schwierigen Klassen? Wo denken Sie hin! Ausbildungsbetriebe müssen ihren Auszubildenden – selbst denen mit Schulabschluss – das Schreiben und das Rechnen beibringen, weil diese Grundkompetenzen für deren Schulabschluss offensichtlich keine große Rolle gespielt haben. An den Unis werden zum Studienbeginn von naturwissenschaftlichen Fächern oft Kurse mit Basiswissen angeboten, um alle Anfänger erst mal auf einen dem Studium zuträglichen Wissensstand zu bringen. Von einer „Allgemeinen Hochschulreife“ kann schon lange nicht mehr die Rede sein. Das gilt weder für das Wort „allgemein“, weil jedes Bundesland eine eigene Definition davon hat, noch für das Wort „Hochschulreife“. Denn die trifft längst nicht mehr für jedes deutsche Abitur zu.

Aber das mit der Hochschule ist ja bereits einen Schritt jenseits der wirklichen Katastrophe. Denn die beginnt bei den Kleinkindern. Schon in der frühkindlichen Phase entscheidet sich bekanntlich meist der Bildungsweg der Kinder. Und schon hier fehlen weit über 400.000 Kitaplätze. Erwerb sozialer Kompetenzen, frühkindliche Bildung? Und zusätzlich für Migrantenkinder: Spracherwerb im Vorschulalter, Kontakte zu deutschsprachigen Kindern? Alles Fehlanzeige!

Eigentlich weiß hierzulande jeder, der halbwegs geradeaus denken kann, dass Bildungsvorsprung der einzige Rohstoff unseres Landes ist, der uns im Haifischbecken globalen Wirtschaftens am Leben hält. Und wir sitzen jetzt unsere Bildungskatastrophe weiterhin einfach aus? Ernsthaft? Ja, aber das sind doch vor allem die vielen Kinder mit Migrationshintergrund, die seit 2015 unseren PISA-Schnitt versauen – so lautet momentan hie und da die Ausrede. Uns fehlen gerade 400.000 Fachkräfte. Jährlich! Und da sitzen tausende Kinder mit Migrationshintergrund in unseren Schulen und anstatt, dass wir sie zu Fachkräften ausbilden, schicken wir sie ohne Schulabschluss direkt ins Bürgergeld. Und das seit mindesten acht Jahren? Geht‘s noch?

Immer noch versuchen viele Lehrerinnen und Erzieher mit großem Engagement, die Lecks im Rumpf des sinkenden, morschen Holzkahns zu stopfen. Aber wie sagt der Seemann? „Der Fisch stinkt vom Kopf her“. Und der Kopf ist der Föderalismus. Er ist aus dem Kampf der mittelalterlichen Landesfürsten gegen die Zentralmacht des Kaisers entstanden. Es war ein Kampf um Pfründe, und die Landesregierungen haben ihn gewonnen. Es ging um Privilegien und Macht. Das hat sich seither nicht groß geändert. Anstelle sich und den Bürgern jetzt einzugestehen, dass sie es in den letzten Jahrzehnten nicht geschafft haben, unser Überleben durch ein effizientes Bildungssystem zu sichern, halten die Landesregierungen trotzig an ihrem Besitzstand Bildung fest. Und wenn der Bund mal ein paar Milliarden für Digitalisierung der Schulen locker machen will, dann lehnen sie das aus Angst vor einem wachsenden Einfluss der Zentralmacht ab. Stattdessen werden sie jetzt – nach PISA – hier ein bisschen pfriemeln und dort ein bisschen drehen und das Ganze als neu verkaufen. Des Kaisers neue Kleider eben – ein Märchen. Aber in Wirklichkeit ist es nicht der Kaiser, der keine Kleider anhat, sondern es sind die Landesfürsten. Sie sind gescheitert und haben uns nichts zu bieten als ein „Weiter so!“. Und das nackt.

Des Schreibens mächtig – sogar im Genitiv – ist die Laborjournal-Redaktion. Und in Anwendung dessen präsentiert sie Ihnen jetzt – mit ein wenig Stolz – die neue Ausgabe von Laborjournal. Die muss bis Mitte Februar vorhalten. Aber wir denken, sie bietet Ihnen einiges an Lese- und vor allem an Diskussionsstoff. Das könnte eine Zeit lang vorhalten.

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