Liebe Leserin oder Leser,

küssen Sie gern – vor allem Ihren Partner oder Ihre Partnerin? Warum eigentlich? Warum tut’s nicht auch ein regelmäßiger Handschlag? Oder wie wäre es mit Nasereiben? Auch schnüffeln etliche Tiere zur Begrüßung gern am Hinterteil des Artgenossen. Klar, durch Ihren aufrechten Gang wird das etwas schwieriger. Und Ihr Gegenüber machte bestimmt auch erstmal einen Satz zur Seite. Aber sicher zeigten Ihre Mitmenschen Verständnis. Wozu also diese ständige Rumknutscherei?

Natürlich liegt die Antwort auf der Hand: Sie wollen genau wissen, was Sache ist. Beim Küssen kommen Sie nämlich den Nasolabialfurchen zwischen Nasenflügeln und Mundwinkeln Ihres Gegenübers nah – einem Sammelpunkt von Pheromonen. Und diese olfaktorische Visitenkarte informiert Sie über die Qualität des Immunsystems Ihres potenziellen Sexualpartners.

Also müsste es dann eigentlich auch ein Nasenkuss tun!? In der Tat sind Schnüffelküsse, bei denen sich Liebende zärtlich die Nasen aneinanderreiben, in Asien und der Arktis weit verbreitet. Inuit „küssen“ mit einem kunik, bei dem sie ihre Nasenspitzen aufeinander oder auf die fremde Wange drücken. Traditionsbewusste Māori begrüßen sich wiederum mit einem hongi, bei dem sie Stirn an Stirn pressen, um den Atem des anderen zu spüren. Der romantisch-sexuelle Kuss auf den Mund spielt hingegen nur in einer Minderheit von Kulturen – nämlich 46 Prozent – eine Rolle (Am. Anthropol. doi.org/gfzbss).

Dabei sind Mund-zu-Mund-Küsse auch im Tierreich belegt, etwa bei Schimpansen, Orang-Utans und Bonobos. Letztere sind übrigens die einzigen nichtmenschlichen Tiere, die auch Zungenküsse und Oralsex praktizieren (PNAS. doi.org/cgk2). Es scheint im Stammbaum der Primaten also kein Zufall, dass Lippen die höchste Dichte sensorischer Nervenzellen des gesamten Körpers aufweisen. Treffen Ihre Lippen auf andere Lippen, resultiert das für Sie in einem neuronalen Tohuwabohu: Ihr limbisches System schüttet einen Cocktail an Neurotransmittern und Endorphinen in Ihre Blutbahn aus – vom „Muntermacher“ Serotonin über den „Glücksboten“ Dopamin und das „Bindungshormon” Oxytocin bis hin zur „Liebesdroge“ Phenylethylamin. Rumknutschen verbrennt zudem je nach Leidenschaft bis zu 26 Kalorien pro Minute, da neben Ihrem Musculus orbicularis oris, also Mundringmuskel, bis zu drei Dutzend Gesichtsmuskeln beteiligt sind – je nach Ihrer Lippen- und Zungenfertigkeit (Am J Med. doi.org/f2wv7v).

Natürlich ist es in Ihrem ureigenen Interesse, die Vor- und Nachteile jeder Kusssituation abzuwägen. Denn Sie tauschen mehr aus, als Ihnen vielleicht lieb ist: durchschnittlich neun Milliliter Wasser, je 0,7 Milligramm Eiweiße und Fette, 0,18  Milligramm anderer organischer Verbindungen und 0,45 Milligramm Natriumchlorid (Am J Med. doi.org/f2wv7v). Auch lässt sich anhand von DNA-Spuren noch eine Stunde später nachweisen, mit wem Sie gerade rumgeknutscht haben (Forensic Sci Int Genet. doi.org/f4hrkt).

Der sozialistische Bruderkuss

Gleichzeitig wirkt jeder Kuss aber auch wie eine Schluckimpfung: Speichel enthält Hunderte bis Tausende Bakterienarten – häufig Streptokokken und Veillonellen. Kussfreiheit stärkt also Ihr Immunsystem! Auch beugt Küssen Karies und Parodontose vor, da Speichel antimikrobielle Enzyme enthält. Natürlich frohlocken beim Gedanken an eine wilde Rumknutscherei auch pathogene Mikroorganismen wie Herpes-simplex-, Hepatitis-B- und Epstein-Barr-Viren sowie bakterielle Promis wie Streptococcus pneumoniae, Mycobacterium tuberculosis und Neisseria gonorrhoeae. Selbst Todesfälle nach Knutscherei sind für Nahrungsmittelallergiker bekannt.

Achten Sie also bitte darauf, wem Sie zu nahe kommen. Laborjournal möchte Sie gern als Leser oder Leserin behalten!

Ihr Henrik Müller/Laborjournal

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